Willkommen bei den Grubers!
Das sind Elisabeth, Gloria, Raphaela, Tobias Michael, Salomo Elia, Simona Tabea, Jeruscha Davina, Sieglinde und ich bin der Michael”, stellt Papa Gruber sich und seine Bande vor. So, und jetzt bitte noch einmal von vorn! Wir sind mit den vielen Namen und Gesichtern überfordert und kommen mit dem Händeschütteln fast nicht nach. Dabei fehlen sogar noch drei der insgesamt zwölf Familienmitglieder, als wir bei den Grubers im oberösterreichischen Ottnang zum Hausbesuch antreten. Und zwar die ältesten Geschwister Jonathan, Gabriel und Mirjam.
“Die sind noch am Heimweg von der Arbeit, müssten aber bald da sein”, erzählt Mutter Sieglinde, während sie zwei Backbleche mit Kuchen aus dem Ofen holt. Daneben knetet die elektrische Rührschüssel einen großen Batzen Teig. “Später gibt’s noch Pizza”, sagt sie und drückt im Vorbeigehen drei Tassen Kaffee von der Espressomaschine runter. “Mama schau!”, ruft Elisabeth dazwischen und hält ihr ein soeben geshopptes gestreiftes Sommerkleid vor die Nase. Sie ist gerade 18 geworden.”Wenn die Kinder Geburtstag haben, gehen die Großeltern mit ihnen einkaufen”, erklärt die Mutter. “Ich hab mir auch etwas ausgesucht”, wirft Raphaela, 15, ein, die auch erst unlängst ihren Festtag feierte. Sie wühlt in einem Einkaufssackerl und zerrt einen dunkelblauen Pulli heraus.
“Wie gefällt euch der?” Obwohl wir erst vor ein paar Minuten angekommen sind, sind wir schon mittendrin im Geschehen – und der Umgang miteinander fühlt sich erstaunlich vertraut an. Überhaupt wirkt hier alles sehr herzlich und harmonisch. Irgendwie erinnern die Grubers an eine moderne Version der Waltons…
10 Kinder in 15 Jahren
Bei der Nachmittagsjause denkt Mama Sieglinde, 50, zurück: “Ich hab schon immer von einer großen Familie geträumt. Ich habe selbst fünf Geschwister und wollte mindestens genauso viele Kinder haben.” Vor 24 Jahren lernte sie ihren Ehemann Michael in einer christlichen Gruppe kennen. Der Glaube spielt bei beiden eine zentrale Rolle. Bald nach ihrer ersten Begegnung starteten die beiden das Projekt Großfamilie, da auch er sich eine XXL-Sippe wünschte: Ein Jahr, nachdem sie sich kennengelernt hatten, heirateten die beiden.
Ein paar Monate später wurde Sohn Gabriel, heute 22, geboren. Es folgten neun weitere Kids. “Alles eure?”, wird das Paar häufig gefragt. Negative Meldungen kommen ihnen nicht unter. “Das liegt vielleicht daran, dass wir uns alle überall sehr rücksichtsvoll benehmen.” Wenn es nach Sieglinde und Michael geht, hätten es gerne sogar noch ein paar mehr Kinder sein können. Nach der Geburt von Tochter Simona Tabea, 7, entschieden sie sich aber dagegen: “Ich hatte einen Plazentasturz, und wir wollten kein Risiko eingehen.”
Ohne Regeln geht nix!
Zehn Kinder zu erziehen und zu versorgen, ist jedenfalls eine ordentliche Herausforderung. “Es braucht Regeln und Vereinbarungen, an die sich alle halten, weil sonst alles außer Kontrolle gerät”, weiß Sieglinde. Dazu zählt etwa die 30-minütige Ruhepause nach dem Mittagessen. “Damit wir ein bisschen entspannen können, bleiben auch die Kinder für die halbe Stunde in ihren Zimmern und lesen, malen oder hören Musik.” Auch die Hausarbeit ist genau verteilt: Elisabeth zum Beispiel ist dafür zuständig, das WC zu putzen. Jeruscha Davina kümmert sich darum, dass das Bad sauber ist. Aber auch trotz genauer Zuweisung der Aufgaben geht manchmal etwas schief: Erst letztens beim Familienausflug blieb der Proviant für den ganzen Tag am Küchentisch liegen.
“Das passiert, wenn sich jeder auf den anderen verlässt.” Im Trubel des Alltags ist’s sogar schon vorgekommen, dass die Eltern eines der Kids zu Hause vergessen haben. “Wir sind mit drei Autos die Großeltern besuchen gefahren und dort draufgekommen, dass Raphaela gefehlt hat, weil jeder dachte, dass sie mit den anderen mitfährt.” Manchmal lassen Mama und Papa Gruber ihre Horde aber auch ganz bewusst zurück: “Wir verreisen immer wieder mal für ein paar Tage. Die Kleinen bleiben dann bei Oma und Opa, die älteren schlafen bei ihren Freunden. Das ist wichtig, damit wir nicht verlernen, uns auch als Paar wahrzunehmen.”
TREFFPUNKT KÜCHE. So oft wie möglich versammeln sich alle am Tisch, um zu plaudern und sich auszutauschen. “Das stärkt den Zusammenhalt”, so Mama Sieglinde.
Verzicht muss sein
Und wie klappt’s finanziell? Mama Sieglinde ist Hausfrau, Papa Michael betreibt ein Lebensmittelgeschäft, das er von seinen Eltern übernommen hat. “Ich habe halbtags geöffnet, denn wichtiger als ein großes Einkommen ist es mir, Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen. Unser Haus ist jetzt nicht das ,Hilton’, aber uns fehlt’s an nichts. Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen, weil wir den Kindern, alle wohnen noch zu Hause, nicht jeden Wunsch erfüllen können. Dann setzen wir uns zusammen und erklären ihnen, warum man nicht alles braucht, dass man auch mal verzichten muss. Wir wollen ihnen vermitteln, dass Besitz oft nur unfrei macht und belastet”, erklärt der Vater.
Pizza und viel Liebe
“Essen ist fertig!”, ruft Sieglinde aus der Küche. Ein paar der Kinder sind schon damit beschäftigt, den Tisch zu decken. Die anderen helfen, die Salate zu marinieren. “Fehlt da noch was?” Sieglinde spießt Erdäpfelscheiben auf eine Gabel und lässt uns verkosten. Wir schütteln den Kopf. Schmeckt super! Nach der richtigen Menge Öl, Essig, Pfeffer und ganz viel Liebe. Als alle am Tisch sitzen, verteilt Sieglinde die ersten Pizzaschnitten und spricht ein Gebet. Der zehnjährige Tobias Michael muss als Einziger auf das nächste Blech warten. Doch anstatt zu raunzen, meint er gelassen: “Stress dich nicht, Mama.” Wir fühlen uns so wohl, dass wir komplett auf die Zeit vergessen. Geplant war, dass wir um spätestens 20 Uhr wieder in Wien sind. Angekommen sind wir um halb eins in der Nacht.
ZUSAMMENLEBEN. Auf engem Raum muss man Rücksicht aufeinander nehmen. In die Sparschweine der Kids wandert Geld von Oma & Opa.