Die Menschen und ihr sonderbares Paarungsverhalten. Beziehungsweise: Eigentlich eher ihr sonderbares Balzverhalten. Da dürften nach wie vor evolutionsbedingte Stereotype vorherrschen, die jahrzehntelange Emanzipation verpuffen lassen.
Zumindest legt dieses Urteil eine neue, im angesehenen Frontiers of Psychology-Magazin veröffentlichte Studie nahe. Die Forscher wollten herausfinden, welche Selfie-Perspektiven Männer und Frauen instinktiv wählen, wenn sie sich für ihr Profilfoto in der Dating-App Tinder fotografieren.
Dazu verteilte Jennifer Sedgewick, Psychologin an der kanadischen Universität von Saskatchewan, Handy-Cams an 557 heterosexuelle Probanden und bat diese, ein Selfie für ein Dating-Profil zu knipsen. Dabei zeigte sich: Unterbewusst wählte das Gros der Frauen (67%) eine Kameraperspektive, bei der sie von oben nach unten abgelichtet werden. Bei den Männern entschieden sich nur 16% für ein Foto, das sie von oben zeigt. Im Gegenteil: 40% der männlichen Teilnehmer fotografierten sich von leicht unten und wählten einen Bildausschnitt, der sie ab der Taille zeigt (eine Perspektive, für die sich nur 12% der Frauen bei ihrem eigenen Profilfoto entschied).
Anschließend analysierten die Forscher noch die Profilbilder von 900 tatsächlichen Tinder-Usern. Auch hier zeigte sich: Frauen fotografieren sich von oben, Männer eher von unten nach oben.
Nur: Warum?
Die Forscher kommen zu folgendem Schluss: Durch eine Perspektive von unten wollen Männer größer und dominanter erscheinen. Typische optische Merkmale eines hohen Testosteron-Ausstoßes wie ein breites Kinn werden dadurch betont. Frauen hingegen wollen durch Selfies, die von oben nach unten fotografiert werden, offenbar automatisch kleiner und unterwürfiger erscheinen – und damit weniger als “Gefahr” für die männlichen Dater. Wir müssen kurz mal darüber nachdenken… äh… WÜRRRGGSSSS.
Übrigens: 90 Prozent der Frauen wählen auf Tinder ein Selfie als erstes Profilbild – bei den Männern entschieden sich 54% für ein Foto, das jemand anderer von ihnen gemacht hatte.