Zeig’ mir ein Paar, das noch nie über ungewaschenes Geschirr oder unerledigte Hausaufgaben gestritten, bei dem sich noch nie Frust aufgestaut hat, ein Paar, das noch nie wütend aufeinander ins Bett gegangen ist. Nicht alle Beziehungsstreits müssen in einer Trennung enden, oft sind Meinungsverschiedenheiten auch wichtig, um Grenzen zu ziehen.
Beziehungsprobleme sind völlig normal, wenn zwei Menschen sich zusammentun und mehr als nur ein Netflix-Konto teilen. Man entwickelt sich im Laufe der Jahre eben weiter. Wichtig ist es, einander dabei nicht aus den Augen zu verlieren.
Wichtig ist es, neu auftretende Probleme auch zu benennen und zu klären. Nicht sie über Jahre unter den Teppich zu kehren, bis der Leidensdruck so groß ist, dass die Liebe auseinanderbricht.
Aber wie adressiert man diese “Pain Points”, ohne den anderen anzugreifen und so einen Mega-Streit zu riskieren? Wie spricht man über das passiv-aggressive SMS-Verhalten des Partners oder seine Launenhaftigkeit, ohne dass es zur Eskalation kommt?
Was laut Paartherapeuten die häufigsten Beziehungsprobleme sind – und wie man sie am besten löst.
Was sind die häufigsten Beziehungsprobleme?
1. Du schluckst alles runter
Wenn du deine Bedürfnisse nicht äußerst und aus Angst, den Partner nicht zu kränken oder zu verärgern alles runterschluckst und verschweigst, was du eigentlich brauchst, dann baut sich über einen längeren Zeitraum extreme Wut auf. Man ist nicht automatisch egoistisch oder gemein, wenn man Wünsche hat und diese auch klar benennt. Im Gegenteil: Deutlich zu machen, was man für das eigene Glück braucht, erhöht die Zufriedenheit in der Beziehung. Und zwar für beide Partner. Allerdings sollte man diese Bedürfnisse produktiv und positiv äußern. Wenn man mit Sätzen wie “Das tust du nie” oder “Das machst du immer” beginnt, wird der Partner mit einer Abwehrhaltung reagieren. Sprich lieber über eine bestimmte Situation und über deine Gefühle darin. “Als du mich nicht gefragt hast, ob ich mitkommen möchte, hat mich das verletzt, weil ich mich dadurch ausgeschlossen gefühlt habe.” Gehe auch nicht automatisch davon aus, dass dein Partner dich absichtlich kränken wollte. Er ist nicht dein Feind, womöglich ist ihm gar nicht aufgefallen, welchen Eindruck sein Verhalten auf dich gemacht hat. “Du wolltest mich sicher nicht bösartig kränken, aber ich fühle mich verletzt. Hilf mir zu verstehen, was los war.”
2. Du baust eine emotionale Schutzmauer auf
Im Laufe unseres Lebens werden wir immer wieder verletzt. Bei vielen Menschen führt das dazu, dass sie eine Schutzmauer aufbauen und aus Angst vor neuen Verletzungen niemanden wirklich an sich heran lassen. Für eine gesunde Beziehung ist es aber wichtig, sich dem Partner zu öffnen und ihm auch die sensiblen, verletzlichen Seiten zu zeigen. Nur dann kann wirkliche Intimität und Nähe entstehen. Manchmal braucht es ein wenig Zeit und viel Vertrauen, bis ein Paar gelernt hat, emotional komplett offen zueinander zu sein. Paartherapeuten raten, gemeinsam Sport zu machen. Joggen, Radfahren, ein Indoor-Kletterkurs: All das hilft, um auch emotional synchroner zu werden und näher zu rücken.
3. Du bist zu fürsorglich
In Beziehungen hat man manchmal den Eindruck, man sei für die Gefühle des Partners verantwortlich. Doch während man selbst glaubt, besonders fürsorglich und mitfühlend zu sein und sich um das Wohlbefinden des Partners zu kümmern, kann dieses Verhalten auch sehr kontrollierend und einengend wirken. Im Laufe der Zeit kann das Spannungen und Distanz zwischen euch erzeugen. Merke: Du bist für dein Glück verantwortlich. Du kannst deinem Partner gerne Gutes tun. Aber wie er damit umgeht, wie er sich damit fühlt, das ist seine Verantwortung.
4. Du bist eine Perfektionistin
Das große Problem dabei: Nichts ist perfekt, schon gar nicht in Beziehungen. Wenn du ständig versuchst, das Ideal einer Partnerschaft aufrecht zu erhalten, erzeugt das Stress und Spannungen. Ihr könnt nicht über mehrere Jahre ständig verliebt knutschen, nur, weil du dieses Bild der großen Liebe verfolgst. Sobald deine Erwartungen in diese Richtung nicht mehr erfüllt werden, wechselst du in den Bedrohungsmodus. Und versuchst noch zwanghafter, dein Ideal zu verfolgen. Indem du anerkennst, dass sich dein Partner niemals zu 100% so verhalten kann, wie du es dir vorstellst, er auch Schwächen hat und auch du Fehler machen kannst, wird sich eure Beziehung wieder entspannen.
5. Du willst die Schuldfrage klären
In einer gesunden Beziehung existiert gut und schlecht nicht, wird nicht alles entweder in Schwarz oder in Weiß gemalt. Wenn wir mit dem Finger auf unseren Partner zeigen und versuchen, ihm unbedingt die Schuld an einem Streit, an einem Problem zu geben, dann werden wir vielleicht einen Kampf gewinnen, aber ein Stück Liebe verlieren. Denn bei einem Streit soll es nicht darum gehen, wer jetzt Recht hat oder wer der Bessere von beiden ist – sondern wie man das Problem, das am Tisch liegt, am Ende gemeinsam löst. Dein Partner ist nicht dein Feind, selbst wenn du wütend auf ihn bist.