Liebe andere Mama…
“… ich möchte dir heute etwas sagen, was ich viel zu selten mache: Danke! Dafür, dass du dich so liebevoll um meine Lana kümmerst und sorgst, als wäre es dein eigenes Kind. Danke, dass du sie tröstest, wenn sie vom Rad fällt und sich wehtut, dass du sie verwöhnst und sie abends in den Schlaf kuschelst. Danke, dass du ihr das Gefühl gibst, immer für sie da zu sein. Und, dass sie bei dir ein zweites Zuhause gefunden hat. Als du vor vier Jahren meinen Ex-Freund Mo kennengelernt hast, hat das sein Leben und das von unserer gemeinsamen Tochter komplett verändert. Ich bin glücklich, dass er dich gefunden hat. Und das meine ich wirklich genau so, wie ich es sage.
Obwohl ich anfangs mit der neuen Situation ein bisschen gehadert habe. Mo und ich haben damals als Paar viel miteinander durchmachen müssen: Bevor unsere Tochter zur Welt kam, haben wir unseren Sohn durch eine stille Geburt verloren. Auch Lanas Start ins Leben war nicht einfach. Sie verbrachte wegen einer schweren Gelbsucht fünf Wochen im Spital und entkam nur knapp einem Hirnschaden. Wenn man zusammen so viele Tiefen und Schicksalsschläge erlebt, kann das einen zusammenschweißen. Oder man verliert sich, weil man zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um zu merken, dass man sich voneinander entfernt. Und irgendwann reicht es nicht mehr für eine Beziehung…
Als Mo und ich Schluss machten, war mir eines immer besonders wichtig: Dass Lana, die gerade ein Jahr alt war, nicht unter unserer Trennung leidet. Ich war selbst ein Scheidungskind und sah meinen Vater nur zwei, drei Mal im Monat. Das war nicht schön Wir haben es geschafft, unsere Beziehung im Guten zu beenden. Wir blieben Freunde. Ich wusste aber auch, dass der Tag kommen wird, wo sich einer von uns beiden neu verlieben und unsere Konstellation eine neue werden würde. Und der kam ziemlich schnell, nur ein paar Monate nach unserer Trennung. Als er mir von dir erzählte und dass er dich Lana gern vorstellen würde, war mir das nicht wirklich recht. Es fiel mir schwer, dich zu akzeptieren, weil ich wusste, dass sich mit dir vieles verändern würde.
Ich war besorgt und ängstlich. So viele Gedanken kreisten mir im Kopf: Was für eine Frau würde mich erwarten? Wird Lana es bei dir gut haben? Und was war mit mir? Würde ich ab sofort auf der Strecke bleiben und als Single allein daheim sitzen, während ihr zu einer glücklichen Familie zusammenwachst und schöne Erinnerungen sammelt? Mo, du und ich haben uns schließlich in einer kleinen Konditorei getroffen. Erinnerst du dich noch? Du wusstest wahrscheinlich auch nicht, was du von all dem halten sollst, warst bestimmt ähnlich aufgeregt wie ich. Ich finde, wir haben das ganz gut hinbekommen. Wir sind einander freundlich und respektvoll begegnet, haben über die Arbeit gesprochen und über unsere Hobbys. Smalltalk, mit gemischten Gefühlen. Später unterhielten wir uns über die neue Situation und wie sehr sich deine Familie schon darauf freut, Lana kennenzulernen.
Für mich war schnell klar, dass ich dem Ganzen unbedingt eine Chance geben und nicht dazwischenfunken wollte. Kurz darauf hast du Lana zum ersten Mal getroffen. Anfangs fragte ich meine Kleine immer wieder über dich aus: “Ist Lisi eh nicht böse zu dir? Hat sie mal mit dir geschimpft?” Und jedes Mal antwortete Lana: “Nein, Mami, Lisi ist ganz lieb zu mir, und ich mag sie sehr gern.” Ich war hin- und hergerissen. Natürlich freute ich mich darüber, dass du und deine Familie meine Lana so herzlich in euer Leben aufgenommen habt, aber ich war auch ein wenig eifersüchtig. Plötzlich hatte mein Mädchen eine neue Bezugsperson. Noch dazu eine, die bei Lana ziemlich hoch im Kurs steht. Ich nörgelte, wenn du ihr neue Sachen gekauft hast, weil ich dachte, du findest meine nicht gut genug, und fühlte mich persönlich angegriffen. Das tut mir leid. Meine Reaktionen waren oft übertrieben und sehr emotional. Heute weiß ich, dass du es nur gut meinst und für dich die ganze Situation auch nicht immer leicht ist.
Vor 18 Monaten wurde Lanas Schwester geboren. Ich machte mir Sorgen, ob Lana bei euch nun zu kurz kommen würde. Ich hatte Angst, dass du deine eigene Tochter lieber haben würdest als meine und mein kleines Mädchen ab sofort nur noch in der zweiten Reihe stehen müsste. Meine Ängste waren vollkommen umsonst. Mo und du, ihr macht das toll! Du, liebe Lisi, meisterst das alles ganz großartig! Du gibst Lana so viel Liebe, Schutz und Geborgenheit. Und das alles machst du mit einer so großen Selbstverständlichkeit. Dafür hast du meinen vollsten Respekt. Mehr kann man sich als Mama nicht wünschen. Wir beide werden nie beste Freundinnen werden, und wahrscheinlich wird es zwischen uns immer wieder zu Reibereien kommen, aber ich weiß, dass meine Tochter bei dir immer in guten Händen ist. Nur das zählt.
Mein Vertrauen zu dir ist die Jahre über gewachsen und mittlerweile unermesslich groß. So groß, dass ich möchte, dass du Lana adoptierst, sollte mir einmal was passieren. Lisi, ich kann es nicht oft genug sagen: Danke!”
EIN HERZ FÜR DIE NEUE. Lana, 5, liebt ihre Stiefmama. Für Mutter Mia war das nicht immer leicht: “Meiner Tochter zuliebe habe ich ihr eine Chance gegeben. Es war eine echt gute Entscheidung.”