“I Love Dick” ist anders als alles, was du sonst im TV zu sehen bekommst. Es ist aufregend, unkonventionell, witzig, absurd… feministisch und explizit sexy. Ernsthaft. Geht sich alles in 30 Minuten aus. Und macht die Amazon-Serie zum perfekten Futter für uns Bingewatcherinnen, die ständig auf der Suche nach neuem Stoff als Befriedigung unserer Fernseh-Süchte sind….
Dabei schien eine Verfilmung des 1997 erschienenen Roman-Essays der US-Kulturkritikerin Chris Kraus lange Zeit fast unmöglich. Denn über den titelgebenden “Dick” erfährt man so gut wie gar nichts, weil man den Kerl nur durch die Augen der völlig verklärten Erzählerin wahrnimmt. Und außerdem geht es in dem Buch auch darum, wie Frauen Kunst erschaffen – von sich aus, nicht als Musen oder Gehilfinnen von Männern.
Wie also bringt man derlei auf unterhaltsames Serien-Format?
Dieses Kunststück gelingt der Regisseurin Jill Soloway extrem suprig. Die Story: Chris (dargestellt von Kathryn Hahn) verknallt sich rettungslos in Dick (Kevin Bacon), Besitzer einer Farm in Texas und vermögender Kunstguru. Der hat Chris, vor allem aber ihren feinsinnigen Schriftsteller-Gatten Silvère (Griffin Dunne) eingeladen, damit dieser sein Buch über den Holocaust fertigstellen kann.
Dick verkörpert alles, was moderne Frauen ablehnen: Einen Tabak-kauenden, Bourbon-trinkenden und Cowboy-Hut tragenden Macho. Aber stimmt das wirklich? Und wenn wir uns verknallen: Ist es dann der Mann – oder die Vorstellung, die wir uns von ihm machen?
Chris jedenfalls verfällt ihrer Idee von Dick völlig, sie schreibt ihm leidenschaftliche Briefe, die wieder ihrem Mann Silvère in die Hände fallen und das etwas eingeschlafene Liebesleben des Paares neu entfachen. Je länger man diese grandios verrückte Serie sieht, desto mehr erkennt man, dass es hier in Wahrheit um eine Frau geht, die herausfinden möchte, was sie vom Leben eigentlich erwartet… Und das ist ein Stoff, in dem wir uns zu 100% wiederfinden.