„Männer haben es wahrlich nicht einfach. Sie sollen stark sein, aber Gefühle zeigen können. Sie sollen leidenschaftlich sein, aber nicht fordernd. Sie sollen echte Kerle sein, aber bitte auch sensibel. Da bekommt so mancher Mann einen Knopf im Hirn“, sagt Dominik Borde über die Diskussion um Mr. Right. Tatsächlich suchen Frauen aus seiner Erfahrung als Beziehungscoach oft nach den falschen Codes.
Machos für’s Bett – Softies für die Liebe?
Frauen wählen während ihres Eisprungs bevorzugt Männer mit ausgeprägt maskulinen Zügen und einem dominanten Verhalten. Das Gleiche gilt für Flirts. Denn den „harten Jungs“ wird ein hoher Testosteronspiegel attestiert. Und da Testosteron sowohl die Libidofähigkeit als auch die Stärke fördert, gelten sie als ideal für die Sicherung der Nachkommenschaft. In Beziehungen jedoch sind Testosteronbolzen weniger gefragt. „In der Liebe zählen Werte wie Treue, Respekt und Wertschätzung. Und diese Eigenschaften werden wiederum eher softeren Typen zugeschrieben“, sagt Beziehungscoach Borde. Aber ist es wirklich die Biologie, die Frauen nach Machos suchen lässt?
Biologisches Missverständnis
„Testosteron ist in den Ruf gekommen, dass es aus Männern triebgesteuerte, egoistische Kerle macht, die nur auf Sex aus sind. Zu unrecht“, sagt Beziehungscoach Dominik Borde. Aber in unseren Köpfen ist das Vorurteil so stark verankert, dass viele Frauen maskulinen Zügen automatisch negative Eigenschaften zuordnen und bei der Partnerwahl oft den softeren Typen den Vorzug geben. Dabei hat Testosteron durchaus gute Seiten. Testosteron ist nicht nur für Lust und Leidenschaft zuständig, Männer mit einem hohen Testosteronspiegel sind ausgeglichener und seltener depressiv. Und sie haben einen höheren Muskel- und geringeren Körperfettanteil, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. „Ob ein Mann ein Macho oder Softie ist, ein Egomane oder ein Komplexhaufen, Mr Right oder ein Reinfall, das lässt sich nicht am Hormonstatus oder am Aussehen festmachen“, plädiert Borde für ein differenziertes Männerbild. Ein Softie könne genau ein verantwortungsloser Egomane wie ein Macho. „Die Verpackung ist nur anders“, so Borde.
Authentische Männlichkeit
„Leidenschaft und Liebe leben von Gegensätzen. Wenn beide Partner völlig gleich wären, würde das Prickeln fehlen“, meint der Experte. Auch bei homosexuellen Paaren weist ein Partner meist stärker männliche, der andere stärker weibliche Eigenschaften auf. Borde ist für authentische Männlichkeit und Weiblichkeit: „Wenn Männer aufhören würden, ihre Männlichkeit zu unterdrücken, um bei ihrer Traumfrau zu landen und wenn Frauen zu sich und zu ihrer weiblichen Seite stehen würden, gäbe es deutlich weniger Beziehungsprobleme. Und auch keine Diskussion um Machos oder Softies.“ Sein Tipp: “Nicht von unseren Bildern im Kopf leiten lassen, sondern sich auf das Gegenüber einlassen.”
Dominik Bord ist führender Beziehungscoach und Gründer des Unternehmens Sozialdynamik. Neben seiner Tätigkeit als Trainer und Coach ist er viel zitierter Beziehungsexperte im deutschsprachigen Raum und Autor von mehreren Fachbüchern zum Thema Beziehungsgestaltung. Dominik Borde ist selbst vierfacher Vater und glücklich in einer Beziehung.