Als Kiran Gandhi 2015 ohne Tampon einen Marathon lief, beschäftigten sich viele Medien mit der Frage: Was ist Free Bleeding? Und warum machen Frauen das? Gandhi hatte einen ganz triftigen Grund: Sie wollte die Menschen dazu bringen, die Menstruation als das zu sehen, was sie ist: Der natürlichste körperliche Vorgang der Welt.
Fast die Hälfte der Menschheit blutet einmal im Monat. Der weibliche Uterus und somit auch die Periode halten die Welt überhaupt am Laufen – ohne diesem Organ und seiner Funktionen würde es keine Menschheit geben! Trotzdem ist Periodenblut unrein, eklig und sollte eigentlich gar nicht öffentlich (am besten nicht mal privat) besprochen werden.
Die Bewegung rund um das Freie Menstruieren kann man in zwei Richtungen aufteilen: Die feministische und die natürliche Richtung. Zwar sind sie nie ganz voneinander zu trennen, doch verfolgen sie verschiedene Grundgedanken. Das feministische Free Bleeding sieht Periodenartikel wie Tampons und Binden als Unterdrückungswerkzeug.
Wenn sich eine Frau also von diesen lossagt, die Periode frei laufen lässt, befreit sie sich auch als Person vom männlich dominierten System. Die andere Richtung befasst sich mehr mit dem weiblichen Körper. Das Kennenlernen, Verstehen und Deuten der Zeichen des eigenen Körpers, stehen hier im Vordergrund. Bei dieser Methode wird das Blut zwar auch nicht aufgefangen, aber die Frauen versuchen, rechtzeitig im Klo zu ‘Releasen’. Bei solch einem Release soll der gröbste ‘Batzen’ herauskommen und in der restlichen Zeit, also bis zum nächsten Release, braucht man keine Periodenartikel.
Man könne lernen die Zeichen zu erkennen, sagt Free-Bleeding-Expertin Alisa Eresina. Wenn der Körper aufs Klo muss, spürt man das ja auch und pinkelt sich nicht sofort an. Genauso kann man spüren, wenn das Periodenblut hinunter wandert. Wichtig ist: Du kannst deinen Körper nicht kontrollieren, du sollst lernen, dich von ihm leiten zu lassen.
Vorbereitend kann man schon mal den Beckenmuskel trainieren. Eine Übung wäre das abwechselnde Anspannen und Loslassen des Muskels. Man kann aber auch schauen, wie lange man überhaupt anspannen kann. Wenn man die Übung mit einer alltäglichen Tätigkeit (zB. Zähneputzen) kombiniert, dann wird sie zu einem Ritual, das du sicher nicht mehr vergisst!
Wenn man das erste Mal frei Menstruieren möchte, sollte man sich für jene Zeit frei nehmen oder zumindest Home Office machen. Alle Hilfsmittel sind erlaubt. Du fühlst dich anfangs nur mit Binde oder einem Handtuch sicher? Das ist okay! Free Bleeding ist ein Lernprozess. Wer sich alleine unsicher ist, kann auch einen Workshop besuchen und dort viele hilfreiche Tipps mitnehmen.